Herrenstiefel: George Boot

Vor kurzem machten wir mit den berühmten Chelsea Boots den Anfang in unserer Herrenstiefel-Serie. Nun setzen wir mit den George Boots diese Beitragsreihe fort. Ein Schuhwerk, das im Gegensatz zu Oxford und Derby auf eine recht junge Schuhgeschichte zurückblickt.

Ein Zeichen der Modernität


Der George Boot wurde 1951 von King George VI. höchstpersönlich – gemeinsam mit seinem Generalmajor George Le Fèvre-Payne – in Auftrag gegeben, um die bis dato gängigen Wellington Boots abzulösen. Die schweren Reitstiefel waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Folge der langen Männerhosen in Mode gekommen und hatten später speziell durch Arthur Wellesley, den Herzog von Wellington, Berühmtheit erlangt. Der Herzog bevorzugte allerdings eine bequemere Variation der Herrenstiefel, welche lediglich bis zur Mitte der Wade reichte und sich komfortable an das Bein seines Trägers anschmiegte. Mit der Erfindung der Vulkanisation durch Charles Goodyear um 1844 wurden Wellington Stiefel mehr und mehr aus Gummi gefertigt. Zwar erwiesen sich die Gummistiefel als besonders wasserresistent und unempfindlich gegenüber Schmutz, ließen aber bei der Atmungsaktivität zu Wünschen übrig.
Die wadenhohen Militärstiefel zeigten sich ebenso beim An- und Ausziehen als tückisch, was selbst die um Haltung bemühten Briten zuweilen in Bedrängnis brachte. Laut einer Überlieferung kam es im Zweiten Weltkrieg zu folgender Begebenheit: Während eines Unwetters suchten zwei britische Soldaten Unterschlupf in einem leer stehenden Haus. Zur großen Verwunderung des Offiziers wies ihn der General zuerst an, sich zu setzen und bot ihm daraufhin an, ihn von seinen schweren Stiefeln zu befreien. Der Offizier wehrte den Vorschlag verwundert ab, immerhin stand er einem ranghöheren General gegenüber. Als dieser dennoch auf seinem Vorhaben beharrte, ließ der Offizier sich schließlich die triefenden Stiefel ausziehen. Befreit von dem nassen Schuhwerk, streckte der Soldat soeben genüsslich die Knochen, als ihn der General mit den Worten aufforderte: „Nun bin ich an der Reihe”, und erklärte: „Um Sie bitten zu dürfen, mich von den Stiefeln zu befreien, musste ich zuerst vor Ihnen den Diener machen.“

Vom Soldatenschuh zur modernen Herrenstiefelette


Tatsächlich wollte King George in erster Linie dem Erscheinungsbild seiner Soldaten zu mehr Modernität verhelfen und das Soldatenschuhwerk auch außerhalb der militärischen Kreise salonfähig machen. Andererseits sollte der neue Uniformschuh auch in puncto Wohlfühlklima Abhilfe leisten und einen besseren Tragekomfort bieten als sein Pendant aus Kautschuk. Das Resultat der königlichen Anordnung war eine über den Knöchel reichende Herrenstiefelette, welche vom Schaftgrundschnitt dem klassischen Derby ähnelte. Offen geschnürt und hoch geschnitten, zeichnet sich der sogenannte George Boot durch sein glattes, einteiliges Vorderblatt aus sowie die weit zurückreichenden Seitenquartiere. Traditionell aus Glattleder gefertigt, verläuft die offene Schnürung durch drei Ösen-Paare. Im Gegensatz zum Derby verhindert der hohe Schaftschnitt der Stiefelette außerdem, dass sich das Hosenbein wiederholt im Schuh verfängt. Gleichwohl erweckt die unter dem Saum verborgene Schnürung den Eindruck, es handle sich beim George Boot um einen klassischen Schaftstiefel.
Noch immer hat der George Boot einen festen Platz in der Kleidung der britischen Garde, dort üblicherweise in schwarzem Lackleder getragen, und ist auch in anderen Ländern bei offiziellen Paraden die erste Wahl. Schon lange macht die puristische Herrenstiefelette auch außerhalb militärischer Kreise eine fabelhafte Figur. Seine Vorzüge liegen primär in seinem minimalistischen Design, welches sich leicht kombinieren lässt und seiner Vielseitigkeit. Auch der Verschlussart sind heute keinerlei Grenzen mehr gesetzt: George Boots gibt es mit der charakteristisch offenen 3-Loch-Schnürung, ebenso wie in einer modernen Interpretation in einer Schnallen-Schnürung-Kombination.
Schon in den Sechziger und Siebziger Jahren war die Herrenstiefelette nicht nur bei Studenten beliebt, sondern fand in den Folgejahren auch in die Garderobe der restlichen Bevölkerung Eingang. Allzu oft wird der George Boot das Opfer einer groben Verwechslung und mit dem Chukka Boot gleichgesetzt. Der vom Schaftschnitt ähnliche Chukka Boot besitzt jedoch nur zwei Schnürlochpaare und wird in der Regel auf einer einfachen Kreppsohle hergestellt.

George Boots stilvoll kombinieren


Der George Boot ist eine elegante und zugleich puristische Herrenstiefelette. Sein unverzierter Schaft und die hochgesetzte Schnürung machen ihn zur perfekten Wahl sowohl im Business- als auch im Freizeitbereich. In der Glattledervariante harmonieren George Boots wunderbar zum Businessanzug, während sich ein aufgerautes Oberleder besser für weniger formelle Anlässe eignet. Im Frühling und Herbst lassen sich George Boots stilvoll mit einem Anzug kombinieren und sorgen mit einer Lammfell-Fütterung auch bei ungemütlichen Witterungsbedingungen für angenehm warme Füße. Selbstverständlich kann der moderne Allrounder auch mit Jeans getragen werden und rückt seinen Besitzer stilvoll in den Blickpunkt. Gefertigt aus feinstem Kalbsleder, hebt sich der George Boot gekonnt von dem üblicherweise robusten Winterstiefeln ab.

Bild: Shutterstock // Dmitry Morgan

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