Swann Club: Schuhpflege zwischen elitärem Herrenclub & Nostalgie

Swann Club Schuhpflege

Ein bizarrer Brauch oder gar der Gipfel exzentrischer Dekadenz, meinen die Einen. Andere nennen es Begeisterung für schöne Schuhe. Seit über einem Jahrzehnt treffen sich die Mitglieder des Pariser Swann Clubs regelmäßig, um gemeinsam ihre Schuhe zu putzen. Doch statt zur üblichen Schuhcreme zu greifen, fließt Champagner. Wir stellen die ominöse Schuhpflege-Tradition vor.

Italienische Handwerkskunst mit französischem Esprit

Schon von dem Ur-Dandy George „Beau“ Brummell (1778-1840) ist bekannt, dass er seine geliebten Bottine, eine knöchelhohe Herrenstiefelette, stets mit Schampus polierte. Eine von vielen Marotten des berühmten Verfechters des Understatements möchte man meinen, der nach eigenen Aussagen bereits fünf Stunden benötigte, um sich anzukleiden. Doch weit gefehlt. Noch heute versammeln sich rund 100 moderne Gentlemen Jahr um Jahr, um ihren Schuhen unter der Direktion einer Pariser Schuhdesignerin jene extravagante Pflege zu teil werden zu lassen. Die Rede ist von Olga Berlutis Swann Club.

In Anlehnung an den Romancier Marcel Proust gründete die gebürtige Italienerin 1992 den Swann Club, benannt nach der Erzählung Remembrance of Things Past des französischen Romanciers. Seitdem lädt Olga einmal im Jahr ausgewählte Kundschaft ins Haus Berluti ein für eine Lehrstunde der besonderen Art. Selbstverständlich kleidet Mann sich dem Anlass entsprechend in vornehmer Abendgarderobe. Es fließt Champagner und zwar nicht nur zum Trinken.

Nach einem erlesenen Dinner entledigen sich die proklamierten Ästheten ihrer Schuhe und stellen sie auf die mit weißen Damast-Tischdecken dekorierten Tafeln, um sie gemeinsam zu putzen. Andächtig folgen die Herren den Worten Berlutis, die schon für Andy Warhol und Roman Polanski Schuhe entwarf. Angeblich legte der selbst ernannte Kaiser Zentralafrikas, Jean-Bedel Bokassa, für ein Paar Perlen bestickter Pumps von Berluti rund 85.000 Dollar auf den Tisch. Doch woher rührt der internationale Ruf der französischen Designerin überhaupt?

Mit Schuh, Charme & Champagner

Olga Berluti wächst in Venedig und Parma auf, lebt eine Zeit lang in einem norditalienischen Kloster, bevor es sie mit gerade einmal 16 Jahren zu ihrem Großvater Alessandro Berluti nach Paris zieht. Großvater Berluti und Sohn Torello führen dort in der Rue Marbeuf 62 erfolgreich eine Werkstatt, welche selbst den Herzog von Windsor und die Kennedys mit hochwertigem Schuhwerk versorgt. Später übernimmt Olgas Cousin, Talbinio, die Leitung und entwickelt luxuriöse Konfektionsschuhe, die zum Aushängeschild des Hauses avancieren. Auch Olga erlernt in der Familienwerkstatt das Handwerk der Maßschuhmacherei, führt Studien zur Stellung von Fuß und Gelenken durch und entwickelt ungewöhnliche Farbtöne für die bekannten Berluti Schuhe. 1990 setzt sie schließlich die Tradition um das berühmte Familienunternehmen fort, das noch heute einige der teuersten Maßschuhe der Welt kreiert.

Mit den Jahren entwickelt die französisch-italienische Art Direktorin ihre eigene Technik zur Herstellung der speziellen Berluti Patina. Laut der passionierten Schuhmacherin hat vor allem der Mondschein eine unvergleichbare Wirkung auf das Oberleder von hochwertigen Schuhen. „Der Mond verleiht ihm eine besondere Transparenz“, erklärt die zierliche Liebhaberin von schönen Schuhen mit dem charakteristischen Fransenschnitt und fügt hinzu: „Die Sonne verbrennt das Leder, der Mond bleicht es aus.“ So kommt es auch, dass die Mitglieder des Swann Clubs alljährlich nicht etwa in einer dunklen Werkstube ihr Schuhwerk auf Hochglanz polieren, sondern unter freiem Sternenhimmel zur Tat schreiten.
Die ersten Schritte der Swannschen Technik folgen dabei der traditionellen Schuhpflege. Zuerst tragen die Herren wie gewohnt Schuhcreme auf das Oberleder auf, massieren sie ein und polieren das Leder anschließend mit etwas Wasser auf. Erst danach greift Mann zu den mit Champagner gefüllten Silberschälchen. Selbstverständlich lassen die Messieurs nur einen edlen Tropfen an ihre Treter. Dom Pérignon muss es sein. Selbstredend brut und warten auf die angekündigte außergewöhnliche Wirkung des Mondlichts.

Was auch immer man über elitäre Herrenclubs und skurrile Schuhpflege-Traditionen denken mag, so zeigt doch der Swann Club einmal mehr, welche Bedeutung wir unseren Schuhen und insbesondere der Schuhpflege beimessen. Bezweifeln lässt sich aber stark, dass ein solches exklusives Champagner-Bad tatsächlich andere Pflegequalitäten besitzt als eine gängige Wasserglanzpolitur. Zugegeben, ein Wasserbad versprüht weniger Esprit, doch schont es den Geldbeutel.

Apropos Schuhpflegeveranstaltung: Ganz ohne Champagner, dafür mit Rotwein und dann auch nur für den Gaumen, kommt unser hauseigenes Schuhpflegeseminar daher.

Bild: Shutterstock // Jeremy Walter

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