Fluoroskop: Schön verstrahlt, aber passgenau

Fluoroskop zur Ermittlung der Schuhgröße

Rund 40 Jahre lang galt ein technischer Apparat als schier unverzichtbar für den Kauf von Schuhen – das sogenannte Fluoroskop bzw. Pedoskop. Um die Passgenauigkeit des Schuhwerks zu überprüfen, wurden die Füße der Kundschaft, insbesondere die schnell wachsenden Kinderfüße, in den Schuh-Durchleuchtungsapparat manövriert. Das Shoepassion Journal blickt zurück in die Zeit der radioaktiven Schuhattraktion.

Leuchtende Füße als Freizeitspaß

In der Zeit von 1920 bis 1960 kam kein gehobenes Schuhgeschäft ohne ein Fluoroskop aus, in Europa besser bekannt als „Pedoskop“. Mithilfe der Schuh-Röntgen-Apparate überprüften Verkäufer die Passgenauigkeit der Schuhe und erbrachten den bildlichen Beweis, wie der Fuß im Schuh saß. Vor allem Kinderfüße kamen in den zweifelhaften Röntgen-Genuss, um den Nachwuchs nicht etwa in zu enge Fußbekleidung zu zwängen.

Die drei Sichtfenster erlaubten es Kindern, Eltern und dem Schuhverkäufer gleichzeitig einen Blick auf das Schuhwerk samt den durchleuchtenden Füßen zu werfen. Dabei verteilte er die radioaktive Strahlung gleichmäßig an die Schaulustigen. Für die Kinder waren die sichtbar gemachten Knochen ein echtes Highlight, das den vermeintlich langweiligen Schuhkauf in ein leibhaftiges Science Fiction Abenteuer verwandelte. Schon bald avancierten die Pedoskope zum reinen Freizeitspaß, für den Mädchen und Jungen bedenkenlos Schlange standen.

Röntgen, Edison und das Fluoroskop

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen eine gewisse X-Strahlung, die in Kombination mit Phosphorverbindungen einen ionisierenden Leuchteffekt erzielte und vor allem die Medizin revolutionierte.

Wenig später entwickelte der berühmte Thomas Edison unter anderem auch das Fluoroskop. Obgleich die ominöse Apparatur in Europa auf den Namen „Pedoskop“ patentiert wurde, blieb das Prinzip gleich: Eine fluoreszierende Scheibe im Inneren eines quaderförmigen Holzkastens gab den Blick auf die eigenen beschuhten Füße in Echtzeit frei.

Schnell waren Röntgen-Apparate wie das Fluoroskop insbesondere auf Gesellschaften der Upperclass der letzte Schrei: In ominösen Röntgen-Shows fotografierte man alles, was einem vor die Röhre kam, am liebsten die eigenen Knochen. Zwar vermochte die Kunde von gesundheitlichen Folgen die internationale Euphorie über die leuchtenden Knochen zu trüben, doch bot sie dieser keinen Einhalt.

Doch Edisons Forschung fand ein rasches Ende, nachdem sein Chefassistent, Clarence Dally, erst seine rechte Hand und später sein Leben in Folge der regelmäßigen Bestrahlung verlor. Zur gleichen Zeit priesen Werbeslogans Fluoroskope gleichmütig als unverzichtbares Hilfsmittel beim Schuhverkauf.

Ihre Füße haben Sie ein Leben lang

Findige PR-Experten inszenierten das Pedoskop sogar als Garant für die eigene Fußgesundheit – immerhin überführte der Schuhdurchleuchtungsapparat schlecht sitzendes Schuhwerk mit einem bildlichen Beweis. Obwohl Fachleuten zu dieser Zeit längst bekannt war, dass man für die Ermittlung der idealen Passform keinen Röntgenapparat benötigte, sondern lediglich ein Längenmaß und die Einschätzung des Kunden, appellierten ausgeklügelte Werbemaßnahmen an die Angst der Kundschaft vor irreparablen Schäden der Füße.

In Zeiten der Depression in den 1930er Jahren konzentrierte sich die Verkaufsstrategie dagegen mehr auf die finanziellen Vorteile. Gut sitzende Schuhe wurden nun als Langzeitinvestition vermarktet, die angeblich nur mithilfe der Röntgenapparate identifiziert werden konnten. So kam es, dass zwischen 1920 und 1930 rund 10.000 Fluoroskope in US-amerikanischen Schuhläden im Einsatz waren, für Deutschland sind indes keine genauen Zahlen bekannt.

Studien bewiesen 1949 die Gesundheitsgefahr

Erst als englische Studien 1949 den unwiderlegbaren Beweis erbrachten, dass die Fluoroskope genug radioaktive Strahlung erzeugten, um schwere Schädigungen und tödliche Krebserkrankungen auszulösen, erlosch nach und nach das grünlich-schimmernde Licht in den Schuhgeschäften.

Während die USA bereits in den 1950er Jahren die Pedoskope aus ihren Schuhgeschäften verbannten, trennten sich deutsche Schuhverkäufer erst Anfang der 1970er Jahre von den gesundheitsschädigenden Fuß-Röntgenapparaten. Heute ist bekannt, dass die Strahlenbelastung durch ein Pedoskop rund das 20-fache einer modernen Thorax-Aufnahme betrug.

Bild: Shutterstock // Puwadol Jaturawutthichai

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